Bericht Lithium-Ape Olivier Conca / Ralph Schnyder, 24.10.09 Nach 6 Jahren Dieselbetrieb und dem Aufgebot zur Nachprüfung, was eine Revision des Dieselmotors nach sich ziehen würde, stellte sich die Frage wie weiter. Mit Diesel oder, wie schon länger gewünscht, elektrisch. Nach diversen Untersuchungen am Markt stand fest, es ist definitiv Zeit für die Zukunft. Mit Diesel schaffte die Biene unter Gerüttel, Lärm und Gestank so knapp 65km/h und verheizte über 4.5l/100km - eigentlich nicht zu rechtfertigen für ein so leichtes, kleines und schwach motorisiertes Fahrzeug. Richtige Autos brauchen weniger und fahren schneller etc.
Aber mit einem leistungsfähigen Elektroantrieb wäre das eigentlich das ideale Fahrzeug für den Nahverkehr und Kleinlasttransport. Olivier Conca entschied den Schritt zu wagen. Als Konstrukteur und Mitentwickler des Serien-TWIKE (1995) hatte er den notwenigen Rucksack dazu.
Neben den technischen Fragen, welcher Motor, welche Elektronik und Batterien, waren nicht zuletzt auch die Zulassungsfragen nicht ganz ohne Tücken. Für nicht kommerzielle Einzelumrüstungen gibt es da glücklicherweise einige Erleichterungen, sodass auch diese Hürde im Frühjahr 2009 geschafft war.
Der Motor bringt eine Dauerleistung von 8kW und entspricht damit der fossilen Motorisierung. Das 5-Gang Schaltgetriebe wurde weiterhin drin gelassen, sodass man auch mit voller Beladung noch den steilsten Berg hoch fahren kann, aber auch auf der Gerade eine Höchstgeschwindigkeit von über 70 km/h erreicht. Da der Synchronmotor (PMS 150) bei 50V nur gerade auf 3'000 rpm kommt und die maximale Spitzenleistung zu wenig Drehmoment, geht das nicht ohne Schaltung (von der Zulassung her darf man nur 20% mehr Leistung einbauen, als drin war).
Die Inbetriebnahme und Zulassung des Fahrzeuges erfolgte mit herkömmlichen Bleiakkus. Die Umrüstung auf vier Blöcke mit je 12V / 100Ah dreifels Lithium Power Akkus (LiFePO4) folgte Anfangs Oktober 2009.
Die Testfahrt Daten und Theorie ist gut, aber wie brauchbar ist der Lithium-Ape nun tatsächlich?
Ein schöner Herbstsamstag, Picknick, Gummistiefel und alles was man sonst noch so auf "der Farm" braucht auf die riesige Ladebrücke werfen, und ab gehts! 15km und ein kleiner Pass von 250 Höhenmetern steht zwischen Diegten und unserem Ziel in Wintersingen.
Wir wählen gleich mal den 5. Gang zum losfahren. Es geht leicht bergab und da braucht man nicht zu schalten. Flott zieht die Biene ausserorts bis 70km/h mit. Ein Säuseln des Windes und das Zwitschern des Zahnriemens ergänzen die lautlose Fortbewegung. Das Lenkrad geht so leicht, wie wenn es Servolenkung hätte und das gut abgestimmte Fahrwerk erinnnert nur ganz selten, bei einem Schlagloch in der Strassenmitte, dass man nur 3 Räder hat.
In Sissach noch eine kurze Demorunde durch die neue Begegnungszone. Da es anschliessend den Berg hoch geht, schalte ich schon mal an der Kreuzung in den 3. Gang - und bereue es sofort, denn das Mahlen des Getriebes und des Zahnriemens sind etwas zu viel "Bienengeräusche", aber warnen zumindest die Fussgänger auf der Tempo 20 Zone.
Am Berg bei über 10% Steigung fällt die Geschwindigkeit schon etwas in den Keller. Mehr als 8kW sollte man dem Motor nicht verabreichen, sodass ich den Fuss etwas vom Gas nehme und gemütlich mit 20km/h den Berg erklimme. Moment mal - was ist dieser Hebel in der Mitte? Ojeh, ich hatte die Handbremse nicht ganz gelöst. Jetzt sieht es schon besser aus! Mit knapp 8 kW fahren wir nun flott mit 30km/h die engen Kurven hoch.
Zwischenstand nach 11km auf der Passhöhe: 31Ah oder rund 1/3 der Kapazität. Also die Reichweite wird kein Problem werden. Auch die Spannung bleibt stur auch bei 200A noch über 46V - sollte auch so sein, denn die Akkuzellen würden nach Datenblatt bis 1'200A ertragen.
Bergab saugen die Akkus den Strom mit Genuss wieder in sich hinein. Am Schalthebel hat es einen kleinen Gasknopf mit dem man die elektrische Bremsleistung dosieren kann. Im 3. Gang braucht man so die Trommelbremsen nicht unnötig zu verschleissen und kann fast bis zum Stillstand rekuperieren. Der Bordcomputer zeigte später, dass wir immerhin 11% der verbrauchten Energie bergab wieder rückspeisen konnten.
Der Fahrkurs Jetzt ist Zeit für Fahrerwechsel. Jane ist dran: Erklären muss man eigentlich kaum was; Schlüssel drehen, Kippschalter auf "vorwärts" und schon gehts los!